Kräftige und opulente Farben. Jaguar hat seine Markenidentität komplett neu ausgerichtet. Werbeagenturen gestalten neue Erscheinungsbilder.
Re-Design
Für das Marketing wird bei diesem Neustart die große Herausforderung sein, die Spannung für die neue Marke aufrecht zu erhalten. Wie das geschehen soll? Die Entscheider bleiben bewusst noch vage.
Bei der Edelmarke hat man sich dazu auf einen Satz besonnen, den Gründer Lyons einst geprägt hat: „Copy of nothing“. Man müsse einfach anders sein, beschreibt das Lennard Hoornik, der Chief Commercial Officer (CCO) des britisch-indischen Unternehmens. Unvorhersagbar sollen die neuen Jaguar-Modelle sein, exklusiv und natürlich ganz besonders stylish. „Opulenter Modernismus“ nennen sie die kreative Philosophie, die allen Aspekten der neuen Jaguarwelt zugrunde liegt. Nur so wird Jaguar den Sprung schaffen, vom aktuellen Hersteller „normaler“ Autos hin zum ganz besonderen „modernen Luxus“. Denn, auch das ist Teil der Reimagine-Kampagne, die künftigen Jaguar-Modelle sollen wieder ganz oben angesiedelt sein, 150.000 Euro soll eher die Untergrenze sein, 200.000 Euro werden Kunden für die „new Jaguar“-Autos schon auf den Tisch legen müssen.
Diese Kundinnen und Kunden werden sich allerdings noch in Geduld üben müssen. Zwar wird am 2. Dezember auf der Kunstmesse Art Miami in Florida ein Auto enthüllt, das Modell 00, das die neuen Elemente der Marke Jaguar abbildet. In Serie wird der 00 aber nicht gehen. Das erste Serienmodell soll ein viertüriger GT werden, so viel ist schon bekannt. Von den Bändern wird der im Laufe des Jahres 2026 laufen, auf den Straßen wird man die vollelektrischen Jaguars der neuen Generation sogar erst 2027 sehen.
2020 hatte der damalige Chef des zur Tata-Gruppe gehörenden JLR-Konzerns, Thierry Bollore, das Ziel ausgegeben, von 2025 an nur noch elektrische Jaguar auf den Markt zu bringen. Im April 2023 hatte der neue JLR-Chef Investition von 15 Milliarden Pfund (ca. 18 Milliarden Euro) für die nächsten fünf Jahre in alle vier Marken, Jaguar, Range Rover, Defender und Discovery angekündigt. Für Jaguar bedeutet die radikale Umstellung auf Elektromobilität, dass in diesem Jahr die Produktion aller Jaguar-Modelle eingestellt wird, die Produktion der neuen Serie in 2026 anläuft und New Jaguar von 2027 in neuem Glanz erstrahlen soll.
Dafür, so erzählt Chefdesigner Gerry McGovern, habe man einen hausinternen Wettbewerb gestartet. Drei Teams hatten sechs Monate lang – von Herbst 2020 bis Ostern 2021 – die Gelegenheit, ihre Ideen zu präsentieren. Die Vorgaben waren für alle gleich: Wir wollen etwas, was es bisher noch nicht gegeben hat. Vergesst alles, was war, schafft etwas Neues.
Vorgegeben war nur, dass Jaguar einen neuen Schriftzug und ein neues Logo bekommt, zusätzlich soll es markante Streifen und ganz besondere Farben geben. Das war es. Der neue Schriftzug zelebriere „den Modernismus – geometrische Formen, Symmetrie und Einfachheit – und zeigt das Unerwartete, indem sie Groß- und Kleinbuchstaben in visueller Harmonie nahtlos miteinander verbindet“, schwärmen die Marketingexperten. Die Streifen sollen eine „unverwechselbare Präsenz und ein sofort erkennbares Erscheinungsbild“ schaffen, das weder Nachahmung noch Gewöhnlichkeit zulasse. Die opulente Verwendung von Farben sei ein Eckpfeiler der neuen Markenidentität und das neu gestaltete Jaguar „Leaper“ sei ein kostbares Herkunftszeichen. „Stets nach vorne springend, ist er ein Symbol für Exzellenz und ein Aushängeschild von Jaguar“, heißt es im Unternehmen. Um die neue Markenidentität visuell darzustellen, hat Jaguar bereits einen ersten Film produziert.
Klar ist auch, dass New Jaguar die Kundenansprache anders gestalten muss. In Hanoi gibt es schon eine neue Boutique, in der die Kundinnen und Kunden dem Verkäufer nicht mehr am Tisch gegenüber sitzen, sondern in denen man es sich gemeinsam gemütlich macht. Bis zum Neustart sollen solche Verkaufsflächen auch in Paris und London entstehen, weitere werden folgen.