Marken und Medien tragen eine große Verantwortung in der Demokratie, da sie maßgeblich die öffentliche Meinung formen können. Marken haben die Verantwortung, ethisch zu handeln und ihre Botschaften verantwortungsbewusst zu kommunizieren, ohne irreführende Informationen zu verbreiten. Medien wiederum sollten objektiv und ausgewogen berichten, um die Bürgerinnen und Bürger gut informiert zu halten und Manipulation zu vermeiden. In einer Demokratie ist es wichtig, dass Marken und Medien die Freiheit der Meinungsäußerung respektieren, gleichzeitig aber auch die Verantwortung tragen, Fakten von Meinungen zu unterscheiden und Transparenz zu fördern.
Die Lebenshaltungskosten steigen. Die Rezession droht. Es gibt weltweit Konflikte, den Krieg in der Ukraine und eine Klimakrise, die immer wieder zu Katastrophen führt. Überall kämpfen Demokratien darum, in einer von Unsicherheit und Furcht geprägten Welt das Gleichgewicht zu wahren, während Populisten mehr und mehr an Macht gewinnen. Dem etwas entgegenzusetzen, ist nicht nur die Aufgabe von Staaten. Auch Unternehmen tragen jetzt Verantwortung, erst recht, wenn sie für eine große Marke stehen. Sie können profitieren, wenn ihre Haltung zum Thema wird. Und sie haben die Chance, Demokratien zu stabilisieren.
Marken als Wegweiser in der Krise
Marken sind bekannt, stehen für Qualität und geben ein Versprechen. Sie leben von Vertrauen und helfen, sich schnell zu orientieren. Das gilt nicht nur für Konsum: Das Vertrauen in Wirtschaft ist laut aktueller Umfragen heute größer als in Politik, Medien und Nichtregierungsorganisationen. Gleichzeitig steigt die Komplexität der Welt und mit ihr der Anspruch, den Menschen an Unternehmen stellen: Sie orientieren sich an „ihren Marken“ und wollen wissen, auf welcher Seite sie stehen. Das gilt für viele Themen, nicht nur für Klimaschutz und Krieg. Und es sollte mehr Substanz haben als ein Werbespruch oder Social-Media-Post.
Nike als Beispiel, wie sich Marken erfolgreich positionieren
Der Sportartikelhersteller hat mit seinen Gewinnzahlen überrascht und konnte gerade in den USA punkten, wo er mit einer Kooperation Haltung zeigte: Zum 30. Geburtstag des Slogans „Just do it“ warb er mit Colin Kaepernick, dem Footballer, der sich vor einem Spiel hingekniet hat, um gegen Rassismus zu demonstrieren. „Glaube an etwas. Selbst wenn es bedeutet, alles zu opfern“, stand auf dem Bild. Auch wenn Nike heftig dafür kritisiert wurde, unter anderem vom damaligen US-Präsident Donald Trump, überzeugte die Marke ihre junge Zielgruppe und steigerte den Gewinn.
Public Affairs ist mehr denn je Teil der Unternehmensstrategie: Politikbeauftragte helfen nicht nur, Debatten zu führen, sondern sind auch Repräsentantinnen und Repräsentanten gegenüber Regierung, Parlament und Parteien. Sie beraten auch Fachabteilungen und Geschäftsführung, welche Themen sie wählen sollen, wann und wie. Es ist eben kein Selbstläufer, dass die Positionierung den Marktwert stärkt. Auch dafür gibt es Beispiele.
Kurzum: Marken brauchen politisches und kommunikatives Gespür. Wenn sie sich richtig für Werte einsetzen, stärken sie nicht nur ihr Geschäft, sondern zeigen auch Verantwortung für die Welt, in der sie agieren. Der Tag der Demokratie ist ein guter Anlass, um die eigenen Positionen neu zu definieren und sich im öffentlichen Diskurs einzubringen.
Auch die Politik weiß, wie sichtbar Marken sind und welche Reichweite sie haben. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz nennt bei seiner neuen Initiative gegen Desinformation und Hate Speech einige Unternehmen als Leuchttürme. Das solle andere Unternehmen anregen, ebenfalls „klare Kante“ zu zeigen. Bündnis 90/Die Grünen haben eine Wirtschaftsvereinigung gegründet, um enger mit den Unternehmen in einen Dialog zu gehen. Parteichef Omid Nouripour spricht von “gut geölten Scharnieren”.
Das ist eine interessante Entwicklung, haben doch bisher eher Unternehmen Politik als Partner gesucht, um ihr Engagement zu legitimieren. Sicher: Noch immer müssen Marken in Deutschland bescheiden auftreten. Aber sie rücken eine Reihe nach vorn: Sie übersetzen Vorhaben der Politik in die Praxis und sind darum wichtige Brückenbauer zur Öffentlichkeit.